Geschichte

Die «weitläufige Rothfärberei» von Johann, Jacob Källi-Wild in Mettendorf bei Gossau, welche 1823 «ihre ersten, sehr gelungenen Fabrikate» lieferte, trug wesentlich dazu bei, die Rotfärberei im Sanktgallischen «einheimisch» werden zu lassen. 1829 baute ein St.Galler Bürger «eine neue Rothfärberei an der Goldach», die ein Jahr später «ihre, ersten befriedigenden Proben» lieferte. Peter Ehrenzeller bemerkt im Jahrbuch der Stadt St.Gallen von 1830, «die Vermehrung dieser zur Veredlung des rohen Stoffes bestimmten Etablissements» habe sich vorteilhaft auf den Manufakturhandel ausgewirkt.

Burg Waldegg

Am 20. April 1825 versteigerte die Finanzkommission im Regierungsgebäude in St.Gallen das dem Kanton gehörende «Burggut». Es lag in der Gemeinde Straubenzell, eine Viertelstunde von der Stadt St.Gallen entfernt.
Die Besitzung bestand «in einem von Stein solid gebauten Wohnhaus oder Schloss mit mehreren Wohnungen, einem grossen gewölbten Keller, Vorkeller und einer Kapelle in demselben; einem mit einer Mauer eingefassten Hof, innert welchem sich ein Holzbehälter, Waschhaus, Brunnen und Hühnerstall» befanden. Weiter gehörten dazu eine doppelte Scheune, Pferde- und Viehstallungen, Remisen sowie Schopf und  Brunnen, ferner ein an das Wohnhaus angebautes Gebäude zur Aufbewahrung von Pflanzen und ein kleiner Garten. Über zwanzig Jucharten Ackerland, Wies- und Rietboden, mit vielen Obstbäumen besetzt, umgaben die Liegenschaft.
Durch das Gut floss ein kleiner Bach, «der vor wenigen Jahren einen bedeutenden Weiher hinlänglich mit Wasser versehen hat, und zu diesem oder andern Zwecken und Gewerben vorteilhaft benutzt werden kann».
Die stattliche Besitzung ersteigerte der St.Galler Kaufmann Johann Jakob Täschler (1786-1830). Er war es, der in der Burg eine Garn- oder Rotfärberei einrichtete und - wie Markus Kaiser vom Staatsarchiv St.Gallen herausfand - östlich der Kapelle Maria Einsiedeln in Schönenwegen 1828 ein «Tröcknehaus», den mächtigen Tröckneturm, erbauen liess.

Die Burgweiher

Von einem Weiher bei der Burg ist übrigens schon 1806 die Rede. Damals war «der mittlere Weiher ganz unvermutet bei dem Schulhausbrunnen ausgebrochen», und «das Loch im Weiherdamm» musste mit Erde und Lehm repariert werden. Demnach ist anzunehmen, dass schon in jener Zeit zwischen der Kapelle Schönenwegen und der Burg Waldegg drei Weiher lagen. Auf einem Plan der «Bleicherei Schönenwegen» aus dem Jahre 1898 sind vier Weiher eingezeichnet: der Obere und Untere Burgweier, der alte Weiher und ein Weiherlein.

Ignatz von Merhart

Nach dem Tod Täschlers ging die Burg Waldegg 1832 an Josef Ignatz von Merhart, der das vorhandene «Etablissement für den türkischroth Druck» zwischen St.Gallen und Bruggen erweiterte. Der Kaufmann und Fabrikant Merhart stammte aus Emmishofen im Thurgau und war seit 1820 mit Johanna von Albertis verheiratet. Er war 1818 nach St.Gallen gekommen und liess sich 1837 in Straubenzell nieder. Im «Adressbuch der Stadt St.Gallen» von 1819 sind «Meerhardt & Bösch» unter der Multergasse verzeichnet: «Mousslins, Garn- und Colonialwaren».
Im März 1840 musste Ignatz von Merhart vor dem Gemeinderat Straubenzell erscheinen und vier Gulden Busse bezahlen, weil er «seine Hunde während der Bannzeit» laufen gelassen hatte. 1846 wurde er gebüsst, weil er «einen Knecht längere Zeit im Dienst» hatte, ohne der Einwohnerkontrolle dessen Schriften vorzulegen. Merhart zog 1855 wieder nach St.Gallen, wo er am 6. März 1857 starb. Er hatte bis zu seinem Tode «auf dem Büchel in St.Leonhard» gewohnt.

Schönenwegen

Auf einem Plan «Schönenwegen» vom November 1848 sind die «Farb» und der «Turm» im Gegensatz zu anderen Bauten – beispielsweise die Kapelle und das Schulhaus - gestrichelt eingezeichnet. Am 23. Dezember 1849 wurde im Gemeinderat Straubenzell die Brandversicherung «für Ignatz Merhart, das Farbhaus auf Schönenwegen betreffend», vorgelegt und genehmigt. Vermutlich wurde damals die «Indiennedruckerei» westlich des Tröckneturms gebaut. Das «Adressbuch der Stadt und des Kantons St.Gallen» von 1861 erwähnt unter «Straubenzell» Xaver von Merhart-Stölker, Rotfärberei, Burg bei St.Gallen. Aus dieser, Zeit existiert eine Bleistiftzeichnung von Johann Jacob Rietmann, auf welcher der Tröckneturm, das Fabrikgebäude und die Kapelle dargestellt sind. Um 1890/1900 betrieb Johannes Häni-Merhart in Schönenwegen eine «Bleicherei und Sengerei». Er verlegte dann zu Anfang des 20. Jahrhunderts seine Bleicherei ins Sittertal Das Fabrikgebäude zwischen der Kapelle und, dem Tröckneturm wurde nach 1926 abgebrochen.

Renovationen

Der Tröckneturm, der schon 1962 «in einem sehr schlechten baulichen Zustand» war und sich 1971 verwahrlost und jämmerlich präsentierte, wurde 1974 aussen renoviert. Seit  dem Jahr 2003 steht er in neuer Pracht da, und ist dank der Initiative von Architekt Hans Jörg Schmid wieder mit Leben erfüllt.